Lust und Frust beim Homeschooling

Die diesjährigen Halbjahreszeugnisse wurden kontaktlos an die Schüler und Schülerrinnen aller Schularten am vergangenen Freitag übergeben. Es war schon sehr anders in der von Corona geprägten Zeit. Es gibt keine Winterferien, die ja sonst der Ausgabe der Halbjahreszeugnisse folgten.  Viele gute Noten sind auf den Zeugnissen zu finden, aber auch nicht so gute. Es gibt eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern, die die gestellten Homeschoolingaufgaben korrekt oder mit minimalen Fehlern pünktlich lösen. Es gibt aber auch eine beträchtliche Anzahl von Kindern im Homeschooling, die vollständig auf sich alleine gestellt sind, d.h. zu Hause keinen Ansprechpartner haben und die gestellten Aufgaben ohne Hilfe nicht lösen können. Sie sind mit dem Homeschooling maßlos überfordert, was dazu führt, dass sie die Lust, Aufgaben zu lösen, verlieren und entsprechend genervt oder demotiviert sind. Natürlich kann man die Lehrer auf unterschiedlichen Wegen, meistens per E-Mail kontaktieren. Doch wenige nutzen die Möglichkeit, bei Unklarheiten sofort gezielt nachzufragen. Neben den Lehrern, die Homeschooling, Präsenzunterricht für die Abschlussklassen, Unterricht für Schüler mit besonderen Unterstützungsbedarf, Notbetreuung, Videokonferenzen,  Projektarbeits- und Seminarfachbegleitung, Prüfungsvorbereitung und vieles mehr  täglich erledigen, sind auch die Eltern am Limit angekommen. Besonders hart trifft es jene, die berufstätig sind und nach ihrer Arbeit zu Hause beim Lernen behilflich sind. Ganz schwierig ist die Situation  im Primarbereich bei den Schulanfängern, die ja noch nicht alle Buchstaben kennen, Eltern zu Hause den Lehrerersatzübernehmen müssen oder im Förderschulbereich.  Aber nicht nur die Kleinen brauchen die Unterstützung durch Erwachsene zu Hause, auch die Großen. Viele Schüler starten unstrukturiert in den Tag. Es gibt keinen konkreten Plan, was, wie und wann erledigt werden muss. Die Fülle der Aufgaben ist groß. Auch im Umgang mit der Schulcloud wurden die wenigsten umfassend geschult.  Nicht immer haben Schüler auch einen Computer, ein Laptop oder Ipad zu Hause zur Verfügung, so dass man alles mit einem Handy erledigen muss. Drucker sind oftmals auch Mangelware, die Patronen teuer.  Landtagsabgeordnete Beate Meissner bot kürzlich an, bei Bedarf in ihrem Büro Arbeitsblätter etc. auszudrucken und den Schülern gegebenenfalls auch nach Hause kontaktlos zu überbringen. Eine sehr schöne Idee, die bei den Familien, wie die Landtagsabgeordnete verriet, sehr gut ankommt. Für viele Familien, so die Beate Meissner, stellt das monatelange Homeschooling eine enorme Belastung dar. Störanfällige Drucker oder gar nicht vorhandene Technik strapazieren die Nerven aller Beteiligten zusätzlich. Ihr Angebot, unbürokratisch zu helfen, wird bisher sehr gut angenommen. Eltern oder Schüler schreiben eine E-Mail mit Druckaufträgen an das Wahlkreisbüro. Dort werden die Arbeitsblätter ausgedruckt und durch ihre Mitarbeiterin ausgefahren und kontaktlos zugestellt. Das Angebot steht seit einer Woche und bei 15 Druckaufträgen konnte schon geholfen werden. Die Eltern und Schüler sind sehr dankbar, das beweisen die E-Mails, die die Landtagsabgeordnete nach der Zustellung erreichten. Besonders die farbintensiven Powerpoint-Präsentationen in der Schulcloud sind sehr kostenintensiv, werden jedoch von den Schülerinnen und Schülern zur Bearbeitung  der Arbeitsblätter in ausgedruckter Form benötigt. Das sprengt oft den finanziellen Rahmen, vor allem bei Mehrkindfamilien. Das Angebot steht weiterhin für alle offen. Problematisch ist mitunter auch der Einsatz von Videokonferenzen, um Schülern Lernwege erklären zu können, aber auch um den Kontakt mit der Klasse zu halten. Nicht alle Kinder und Jugendlichen können aber an den Online-Konferenzen teilnehmen. Zum einen wieder, weil es an der Technik hapert, zum anderen auch, weil Eltern schon die Internetpräsenz ihrer Kinder im Auge behalten und schützen wollen, so dass nicht jeder ungehinderten Internetzugang hat, besonders dann nicht, wenn Eltern auf Arbeit sind. So ist aber auch der Lehrer gefordert, Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler zu finden, die nicht an der Videostunde teilnehmen können, den Unterrichtsstoff zum Schüler zu bringen. Eine andere ärgerliche Seite ist, dass bei der Thüringer  Schulcloud manchmal nicht alle Funktionen abrufbar sind. So kann es vorkommen, dass ein Bild vorhanden ist, aber der Ton fehlt oder umgekehrt. Das Einloggen und Abfragen der E-Mails nimmt viel Zeit in Anspruch oder funktioniert manchmal nicht. Schüler haben auch Probleme beim Finden der Aufgaben oder Hochladen der Lösungen bzw. beim Archivieren. Wenn der Lehrer eine Präsentation zeigen will funktioniert das mitunter auch öfters nicht, und somit ist die beste Vorbereitung dahin. Aber man muss auch sagen, dass sich seit dem letzten Lockdown viele Dinge verbessert haben und der gegenseitige Kontakt zwischen Lehrern, Eltern und Schülern durch den E-Mail-Verkehr stets gegeben ist. Lehrer sind auf ihrer Dienst-E-Mail immer erreichbar und so kann auf kurzen Wegen kommuniziert werden.  Die vielen Familien aber auch die Schulen des Landkreises leisten alle, ob Schulleitungen, Lehrerinnen, Lehrer, Erzieher und Sozialpädagogen  hervorragende Arbeit. Die Mitteilungen vom Ministerium kommen immer zuletzt an den Schulen an. Das ist befremdlich, wenn z.B. Eltern schon früher aus sozialen Netzwerken oder Presseartikeln Informationen beziehen konnten und eben diese bei den Schulleitern durch den formalen Brief vom Ministerium noch nicht bestätigt wurden bzw. entsprechend später eintrudeln.  Aber alles in Allem ist ein bisschen Land in Sicht, dass alles besser wird und die Familien durch die schrittweise Öffnung der Schulen und Kindergärten zu mehr Normalität in Zukunft übergehen können.  Wie die Lerndefizite und andere durch die Pandemie verursachte Schädigungen ausgeglichen werden können, wird die Zukunft zeigen.

Text und Fotos: Sibylle Lottes

 

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